A wie Anfang

blog-anfangen

Der Blog schwebte mir schon seit einiger Zeit im Kopf herum. Um genauer zu sein: seit gut einem Jahr. Nur so als Idee, nichts Konkretes. Mein Mann, Mike, stellte sich schliesslich als Bloginstallateur zur Verfügung und vor zwei Wochen war ich plötzlich online.

“Hier kannst du anfangen zu schreiben”, sagte Mike und zeigte auf eine leere Blogseite mit der Aufschrift: Priska’s musing. Ein Strand mit Sonnenuntergang strahlte mich vom oberen Balken her an und erhellte die weisse Fläche, die auf meinen Text wartete.

“Wie meinst du, ich kann anfangen zu schreiben?”, fragte ich leicht überfordert.           
“Am besten mit Deinen Fingern.”
“Wie, was … ?”
“… indem du auf dem Keyboard deinen Text schreibst und dann aufschaltest”, meinte Mike.
“Ja, aber, kann jetzt schon jemand diesen Blog sehen?”
“Theoretisch ja, aber noch weiss niemand, dass du existierst.”
“Und warum ein Sonnenuntergang?”
“Weil du irgendwo anfangen musst. Du kannst alles ändern, aber du musst irgendwo anfangen.”
“Ich weiss nicht, ob Priska’s musing geeignet ist.”
“Du kannst alles ändern.”
Ich wollte meinen Mund aufmachen, aber Mike brachte mich zum Schweigen.
“Fang an.”
Ich fing nicht an, konnte nicht, denn in meinem Kopf verklumpten sich zu viele Themen und Gedanken.

Ein paar Tage später fuhren wir als Familie nach Lenk, wo wir mit Cecilia, Jack und ihren Kindern, Amelie und Linus, ein verlängertes Wochenende verbringen wollten. Wir freuten uns riesig auf das Wiedersehen.
“Und drei Tage Hotel mit Lenker Luft”, schwärmte Mike auf der Hinfahrt. Unseren zwei ältesten Töchtern, Anna und Lara, die grundsätzlich nichts gegen Hotelferien hatten, kamen plötzlich Zweifel, als sie die Bergen immer näher rücken sahen.
“Wo Berge sind”, überlegten Anna und Lara laut, “sind wir bald auf langen Wanderungen.”
“Linus ist vier und Amelie acht. Wie lange, glaubt ihr, können die Wanderungen werden?” fragte Mike.
“Das heisst also”, meinte Anna, ”wir machen lahme Wanderungen.”

Nach anfänglichen Bedenken hatten die Grossen am meisten Spass, denn die ‘lahme’ Wanderung endete auf einem Spielplatz, auf dem die girls entdeckten, dass man auf der Rutsche nicht nur rutschen und auf der Schaukel nicht nur schaukeln, sondern ebenso gut von der Rutsche auf die Schaukel springen konnte (und umgekehrt, versteht sich), ohne den Boden zu berühren. Bald wurden sämtliche Spielplatzgeräte besprungen.
Deshalb machen Spielplätze keine Altersvorgaben, ging es mir durch den Kopf.

Zurück zum Blog. Beim Frühstück im Hotelrestaurant fragte Jack:
“Wie geht es deinem Blog?”
“Na ja, er ist installiert, leidet aber unter Geburtswehen.”
“Sie ist bloggiert / blockiert”, fügte Mike hinzu.
“Ja, so in etwa.”
“Wie nennst du deinen Blog?”, bohrte Jack weiter.
“Momentan priskap
“Das ist Mist. Du brauchst etwas Griffigeres. Ich lese einen Blog, der the naked scientist heisst.”
“Meine Kollegin schreibt einen Blog namens stylehäppchen”, meldete sich Cecilia.
“Du musst dir eine Brand schaffen”, insistierte Jack.
Brand … Ich wäre froh, ich würde einen ersten Eintrag schaffen.”

Anna, die aktiv zugehört hatte, meinte plötzlich:
“Mami, Du linkst dich auf instagram, holst dir likes, schaffst dir followers.”
Mir drehte der Kopf.

Jack machte einen neuen Anlauf:
“Über was willst du schreiben? Deine Kindergeschichte?
“Nein.”
“Jeder Blog hat ein Thema.”
“Ich habe viele…”, seufzte ich.
“Du brauchst EINES.”
“Es ist eben so. Ähnlich wie David Sedaris…”
“Wer ist Sedaris?”
“Schriftsteller….Okay, ich nehme Emil als Beispiel.”
“Wer ist Emil?”, fragte Anna.
“Komiker.”
“Ah, wie Bibi.”
“Wer ist Bibi?”, wollte Cecilia wissen.
Emil des 21. Jahrhunderts.”

Generationenspagat, dachte ich und will meine Berater/innen wieder auf den Blog lenken.
“Leute, so kommen wir nicht weiter. Ich möchte einfach Alltagssituationen beschreiben.”
“Das ist kein Thema.”
“Fang mit Schreiben an”, ermutigte mich mein Mann
“Du brauchst ein Thema. Was ist deine Targetgruppe?”
“Nun….” Ich hole tief Luft:

„Frauen, aber auch Männer, in meinem Alter. Ich stelle immer wieder fest, dass uns Alltagsthemen beschäftigen: Erziehung; Kinder; Teenager; Schule; Eltern; Neuorientierung nach den Kindern; unsere Körper, die sich verändern; Falten; graue Haare; Haarausfall, Abänderung; Ehepartner; Freundschaft. Ich erhoffe mir, dass Leser/innen sagen: Geht mir auch so oder Ich habe folgendes erlebt…”

Mike schwieg.
Jack überlegte.
Anna schaute mich an.
Da sagte Cecilia:
“Ja, die Idee ist gut. Es sind die alltäglichen Dinge, die uns vereinen. Du brauchst einen Blognamen mit Alltag.”
Der Bann war gebrochen.

Aufgeregt suchten wir nach Namen:
Alltagsgeschichten?”
AlltagABC?”
Im Alltag?”
Alltagsituationen?”
Alltagsrunde?”
Alltagsfrage?”
Wir sind uns einig, dass Alltag nicht sehr sexy tönt.

“Ich google jetzt Alltag Synonyme”, schlug ich vor und griff nach meinem Handy. Unter duden.de wurde ich fündig. Laut las ich:
“…Arbeitstag, Werktag, Wochentag, ewiges Einerlei, Alltagschrott…”
Alle lachten und meinten:
“Das ist gut,-  ja. – Alltagschrott.”
“Öhm …”, musste ich ihnen verkünden, “ich habe das Wort falsch gelesen. Es heisst hier Alltagstrott.”

“Egal”, sind sich die Berater/innen einig, “Alltagschrott passt.”
“Schrott?”, fragte ich zweifelnd.

Dann erhellte sich mein Gesicht.
“Genau, ich recycle Alltagschrott zu Geschichten. Und vielleicht bringen andere ihren Alltag/ Schrott zum Recyclen.”

Mike kratzte sich am Kopf:
“Okay, wir ändern definitiv das Bild des Sonnenunterganges auf deinem Blog.”

17 Kommentare zu „A wie Anfang

  1. Hallo Priska,
    auch ich hab mich eben köstlich amüsiert bei Deinen Anfängen und habe mich in vielen Alltagsthemen wiedergefunden😀

    Ich habe zwar selbst keinen Blog aber schreibe gerne. Wenn es passt komm ich gerne virtuell zu Euch in die gute Stube.

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