Erinnerung

tod

Heute vor zwei Jahren ist die grosse Liebe meines Vaters gestorben. Sie war eine Freundin für mich und ein wunderbares Grossmami für ihre Grosskinder. Das Gedicht erzählt den Verlauf ihrer Krankheit: von meinem ersten Besuch im Spital, als sie die Diagnose “Krebs” bekommen hatte, bis zu ihrem Tod ein gutes Jahr später.

 

Angst schreit aus deinem Gesicht
Ich umarme dich
Panik, Wut
Explosion im Kopf
Der Körper hält dich zusammen….noch

Irgendwann legt sich der Krieg
Du schwenkst die weisse Fahne
Besiegt, auf Milde hoffst
Aber Frieden wird dir verweigert….noch

Dein Körper ein Schlachtfeld
Blut und Verwesung
Bis deine blauen Augen in Schmerzen flehen
“Lasst mich gehen. Ich will nicht mehr.”
“Geh nur, ich versteh dich”, wispern meine Lippen und doch
Unruhige Stunden, leises Stöhnen….noch

Dann “auf Wiedersehen” du sagst
und schliesst für immer die Augen
Gemeinsam warten wir
Ruhig dein letzter Atemzug

“Du bist frei”, flüstere ich, “s’ist….gut.”

by Priska Pittet

Wir vermissen Dich immer noch sehr…

73 Kommentare zu „Erinnerung

  1. Danke für das Gedicht. Ich kann dies sehr gut nachempfinden, haben wir doch sicher alle jemanden, den wir auf „diese Weise“ verloren haben. Mein Vater fiel einfach um und war tot. Das war ein Schock und doch freute ich mich, dass er nicht hat leiden müssen.

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      1. Nein, es ist kein „schöner“ Tod, ich habe meinem Mann in den Sekunden seines völlig überraschenden Sterbens ins Gesicht geblickt; es mag schön sein, wenn man friedlich einschläft, so war es grausam. Ihm ist späteres Leid erspart geblieben, wenn er diese Attacke überlebt hätte, insofern war das Schicksal gnädig, aber ich wehre mich gegen die Vokabel „schön“.
        Als Hinterbliebene“ funktioniert“ man in irgendeiner Weise, ich habe bei den Notärzten, dem Kriminalarzt, der bei so etwas auch zuständig ist, der Polizei ohne jede Regung gehandelt, ich bestand nur aus pragmatischem Handeln, das Verarbeiten kommt und kam viel später und ist immer noch nicht vorbei.

        Dein wunderschönes Gedicht beschreibt wieder eine andere Situation und da ist der Tod auch Erlösung, wie er es bei meiner Mama war.

        Lieber Gruß vom Dach, Karin

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  2. Liebe Priska, Dein wundervolles respektvolles Gedicht voller Zuneigung ist sicher die höchste Anerkennung für die grosse Liebe Deines Vaters. Der Schmerz macht einen sprachlos.

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  3. Ein wunderbares Gedicht. Es spiegelt eine sehr bewegte Zeit wider und spätestens bei „Gemeinsam warten wir
    Ruhig dein letzter Atemzug“
    kommen mir die Tränen. LG Ela

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  4. Kein „Gefällt mir“, aber Respekt vor Deinen Worten, die versuchen, zu beschreiben.

    Wenn Menschen gehen … solcher Art gehen müssen.
    Mir ist es leider auch nicht fremd, mit den Gedanken an jene, die mir, kaum älter als ich selbst, voraus gegangen sind.

    Lieben Gruß !

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  5. Unendliche Tiefe in Deiner Poesie. Vielleicht kann sie es spüren, wie sehr Du ihr noch verbunden bist.

    Danke, dass Du uns teilhaben lässt, liebe Priska. 💜

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  6. Was für liebevolle und berührende Worte, liebe Priska.
    Das war für Euch alle eine Zeit voller Schmerzen, die man nie wieder vergessen kann.
    Ich denke, er hält hier sein jüngstes Enkelchen an der Hand und erkenne, wie behutsam und voller Liebe er in die Familie eingebunden ist. Ihr werdet ihm Trost sein, liebe Priska, bei Euch kann er weinen und wird aufgefangen.

    Liebe und herzliche Grüße an Dich von Bruni

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      1. Sie muß eine sehr liebenswerte Frau gewesen sein, liebe Priska.
        Ich kann es so gut nachfühlen, wie Ihr sie vermisst.

        Magst Du mir mal von ihr schreiben, wenn Du Zeit hast?

        Liebe Grüße von Bruni an Dich

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  7. Liebe Priska,
    es tut mir leid, deinen Beitrag lese ich erst jetzt.
    Ich hoffe, besonders dein Vater ht diesen schmerzhaften Verlust überwunden und kann sich wieder am Leben erfreuen. Gegen diese Krankheit sind wir so machtlos und sie kann uns alle treffen.
    Deine Zeilen bringen die schlimme Lage so sehr zum Ausdruck und berühren mich sehr.

    Mit lieben Grüßen
    Anna-Lena

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    1. Liebe Anna-Lena. Ich danke Dir für deine lieben Worte. Ja, Krebs kann einen Menschen sehr leiden lassen. Mein Vater hat mehr oder weniger zum Leben zurückgefunden, aber sie wird ihm immer fehlen.
      Ich denke, es geht Dir ähnlich…
      Herzlich. Priska

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  8. Huch, so lange stehen diese wundervollen, herzzerreißend guten Zeilen schon hier und ich bemerke sie erst jetzt? Liebe Priska, dein Gedicht berührt und spiegelt Liebe wieder, die über den Tod hinaus geht.
    Eine herzliche Umarmung,
    Meermond

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  9. Dein Gedicht wühlt mich sehr auf, vor allem weil meine Freundin gerade diese Diagnose bekommen hat. Wir fühlten uns so sicher, denn wir waren immer beide zusammen zum Screening.
    Ich weiß nicht, was jetzt kommen wird.
    Liebe Grüße von der Gudrun.

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  10. Auch dies hier sehe ich erst jetzt…
    Deine Zeilen treffen mich mitten ins Herz.
    Ich hatte im Familien- und Freundeskreis auch schon Berührung mit diesem Thema.
    Mein herzliches Mitgefühl für dich.

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  11. Ich danke Dir sehr für diese Zeilen. Du hast mein Mitgefühl! Das ist so traurig, auch wenn sie so vom Schmerz befreit wurde.
    Auch wen man viele Erinnerungen und dadurch Nähe bewahrt, bleibt er doch einfach nur der Tod.

    Ich wünsche Dir viele schöne Erinnerungen!

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